Rückblick Learning Journey: Was ist uns der öffentliche Raum wert?

Viele europäische Städte und Gemeinden denken und gestalten öffentliche Räume neu. Doch wie wollen wir den Raum in der Stadt in Zukunft nutzen? Wie können wir den öffentlichen Raum fair verteilen? 

Diese Fragen standen im Zentrum unserer Learning Journey am 4. Mai 2023 in der neuen Open Innovation Factory. Gemeinsam mit Impulsgeber:innen betrachten wir aus verschiedenen Perspektiven neue Ideen, Möglichkeiten und Herausforderungen rund um die Gestaltung und Bepreisung des öffentlichen Raumes.

Von Spazieren, Radeln, Wohnen bis Parken und Verweilen

Unsere Learning Journeys bieten ein Format, welches zum Eintauchen in konkrete Fragestellungen aus diversen Perspektiven der Mobilitätsbranche einlädt. Das Ziel ist eine tiefgreifende Betrachtung und der Austausch von Erfahrungen und Know-How.

Dieses Mal als Impuls-Geber:innen mit dabei waren von Start-ups bis hin zur Zivilbevölkerung folgende vier Personen:

  • Katharina Kozel, Gestalterin einer Grätzeloase in Wien
  • Lukas Lauda, CEO von Repark
  • Lina Mosshammer, Mobilitätsexpertin beim VCÖ
  • Ingrid Schacherl, Bikes and Railes

Hier fassen wir die wichtigsten Erkenntnisse und Einblicke daraus zusammen. Ebenso kann die Aufzeichnung via folgendem Video nachgesehen werden.

Parkplatz vs. Kinderzimmer

Als Eröffnung – Impulsvortrag von Lina Mosshammer vom VCÖ. Die Expertin ging auf die derzeitige Verteilung der öffentlichen Raumes in österreichischen Städten ein und zeigte auf, dass ein Großteils dieses Raumes für den Autoverkehr reserviert ist, während für gesündere Mobilitätsformen, wie etwa das zu Fuß gehen, nur eingeschränkt Flächen verfügbar gemacht werden. Die zunehmende Versiegelung in Österreich sorgt für weitere Probleme wie etwa die Bildung von Hitzeinseln und eine Abnahme der Biodiversität. Für jedes Auto werden Parkplätze benötigt, welche jeweils etwa 12 Quadratmeter öffentlichen Raum beanspruchen. Dies entspricht einem durchschnittlichen Kinderzimmer. Ein Parkplatz kostet für Anwohner:innen in Wien monatlich weniger als 12 Euro, während Wohnraum im gleichen Gebiet viel teurer ist.

Optimierte Nutzung von Parkplätzen

Unser zweiter Speaker knüpfte an diesen Punkt an. Lukas Lauda vom Start-up Repark ermöglicht die effizientere Nutzung von leerstehenden Parkplätzen auf privatem Grund, indem diese unkompliziert an Autobesitzer:innen vermietet werden. Der so gewonnene öffentliche Raum wird für andere Dinge, wie etwa zusätzlichen Grünraum oder aktive Mobilität frei. Auch der Parkplatzsuchverkehr verringert sich. Nach Angaben von Repark sparen sich Autofahrer:innen in Wien dadurch jährlich etwa 43 Stunden und der CO2-Ausstoß im Verkehr sinkt dementsprechend.

Lebenswerter mobiler Wohn- und Lebensraum

Beim dritten Impulsvortrag gab uns Ingrid Schacherl vom Verein Bikes and Rails Einblicke in ihr Wohnprojekt im Sonnwendviertel in Wien. Hier wird ein lebenswerter Wohnraum geschaffen, welcher die Nutzung von aktiver Mobilität fördert. Um dies zu erreichen, bringen sich die Anrainer:innen aktiv in politische Entscheidungen zur Verkehrsplanung in ihrem Viertel ein und schaffen die notwendigen Rahmenbedingungen, um ohne eigenes Auto auszukommen. So wurde etwa durch eine Petition eine Fußgängerzone eingefordert und umgesetzt sowie mehrere geteilte Lastenfahrräder angeschafft. Im Haus befinden sich ein leicht zugänglicher Fahrradraum und eine eigene Fahrradwerkstatt.

Grüne Oasen in der Stadt

Als letzte Speakerin begrüßten wir Katharina Kozel. Sie verwandelte gemeinsam mit Freunden zwei Parkplätze in Wien in eine Grätzeloase und schuf somit einen gemeinschaftlichen Treffpunkt in ihrer Nachbarschaft. Grätzeloasen sind selbstgebaute und verwaltete Sitzgelegenheiten im öffentlichen Raum, welche frei zugänglich sind und bei denen kein Konsumzwang herrscht. Neben einigen Schmankerl über die vorangegangene Bürokratie berichtete Katharina auch vom Mehrwert für die gesamte Nachbarschaft und vielen tollen Begegnungen und Veranstaltungen, die durch ihre Gräzeloase ermöglicht wurden.

Zusammenfassend waren folgende drei Punkte besonders herausragend:

  • Der öffentliche Raum in Städten ist zur Zeit vor allem für das Auto reserviert.
  • Es gibt viele Möglichkeiten, um diesen Raum für die Allgemeinheit nutzbar zu machen und attraktiver zu gestalten.
  • Durch aktive Teilnahme an politischen Prozessen und das Ausschöpfen von vorhandenen Möglichkeiten können wir alle dazu beitragen, die Stadt lebenswerter zu gestalten.  

Hier gibt’s die Präsentationen vom Event und der Vortragenden.

Weiterführende Links:
VCÖ – Mobilität mit Zukunft www.vcoe.at
Repark www.repark.at
Bikes and Rails: www.bikesandrails.org
Grätzloase: www.graetzloase.at

Du willst bei einem unserer nächsten Events und Aktivitäten mit dabei sein? Dann hier entlang!

Mobilität gemeinsam gestalten 
Eine Bewegung, um Mobilität nachhaltig zu verändern.