Community meets Science
Zukunftsworkshop & Wissenspartnerschaft zu genderinklusiver Mobilität auf der STS Konferenz in Graz.

Mobilitätsbedarfe sind so vielfältig wie die Menschen. Bereits in den 1970er Jahren wurden beispielsweise die spezifischen Bedarfe von Frauen an die Mobilität diskutiert. Trotz der Behandlung der Thematik sind die Probleme weiterhin auf verschiedenen Ebenen sicht- und spürbar.

Vor diesem Hintergrund sind wir mit Community creates Mobility Team bei der STS Konferenz 2023 (Science, Technology and Society Studies) in Graz gemeinsam in einem internationalen Umfeld unseren Mobilitätserfahrungen auf den Grund gegangen und haben kognitive Biases reflektiert, die uns oftmals nicht bewusst sind. Gemeinsam haben wir in einem systematischen Prozess basierend auf zwei Use Cases Visionen für eine wünschenswerte Zukunft der Mobilität (weiter)entwickelt.

Neue Formate für neue Probleme
Ein Design Futuring Sprint als Teaser 

Die STS-Jahrestagung Graz 2023 wurde heuer zum 21. Mal abgehalten mit dem Thema „Critical Issues in Science, Technology and Society Studies“ abgehalten . Sie ist eine international besuchte, renommierte jährliche Tagung, gemeinsam veranstaltet von der Abteilung Wissenschaft, Technologie und Gesellschaft des Instituts für Interaktive Systeme und Data Science der Technischen Universität Graz, des interuniversitären Forschungszentrums für Technik, Arbeit und Kultur (IFZ) und des Institute for Advanced Studies of Science. Technologie und Gesellschaft (IAS-STS).

Für unseren Community-Beitrag, der von einer internationalen Jury beurteilt und ausgewählt worden ist, haben wir das unkonventionelle und – auch für die Konferenz neuartige – Format eines Design Futuring Sprints ausgewählt.

Das Ziel von Design Futuring ist, Akteur:innen aus allen Bereichen der Gesellschaft in die Lage zu versetzen, sich mit den Mitteln des Designs unterschiedliche (wünschenswerte) Zukünfte vorzustellen und zu verhandeln. 

Dabei wurde die Methode der 2×2 Szenarios angewendet, um kritische Unsicherheiten herauszuarbeiten. Auf der x-Achse wurde zwischen Individuum und Netzwerk/Community/Collective unterschieden, auf der y-Achse zwischen technologiezentriert versus Humanity-driven.

Die Methode hat sich in der Kürze für schnelles Brainstorming bewährt und verspricht in einer ausführlichen Sitzung hilfreiche Resultate.

Input Talks:
Intro, Active Mobility und Mobility of Care

Für unseren Workshop-Sprint standen 90 Minuten zur Verfügung. Nach einer Kurzpräsentation und Vorstellung von Community creates Mobility mit den wichtigsten Ergebnissen (Community Zusammenstellung, Manifest, Open Innovation Factory) wurde mit methodischen Grundlagen (Art Driven Innovation, Design Futuring, Psychogeographie) in den Workshop eingeführt.

Active Mobility:

Flâneuse. Zu Fuß durch Städte in digitalen Zeiten.
Mirjana Mitrović: Universität der Künste Berlin, Deutschland; m.mitrovic@udk-berlin.de
Die Flânerie, das schlendernde Spazierengehen in der Stadt, ist nach wie vor beliebt. Allerdings wird sie hauptsächlich mit weißen Männern in Verbindung gebracht. In den letzten Jahrzehnten hat sich jedoch das Interesse an der weiblichen Perspektive, der Flâneuse, entwickelt. Die Städte haben sich durch die Digitalisierung verändert, und Technologie spielt eine wichtige Rolle. In ihrer Forschung und Ausstellung hat Mirjana das Thema geschlechtersensible Mobilität und die Rolle der Technologie diskutiert.

Mobility of Care:

Pflege oder Selbstfürsorge.
Mirela Reljan-Delaney
: City University London, Vereinigtes Königreich; mirela.reljan-delaney@city.ac.uk
In ihrem Projekt untersucht sie die Rolle von Karten beim Zugang zu unerzählten Geschichten von Frauen aus ethnischen Minderheiten, die Fahrrad fahren. Durch Technologie, Visualisierung und qualitative Forschung zeigt Mirjana, dass Fahrradfahren von Frauen in erster Linie der Selbstfürsorge dient. Es gibt geschlechts-, rassen- und sozioökonomische Ungleichheiten im aktiven Reisen, die sie aufdeckt. Unter Verwendung eines Mixed-Methods-Ansatz liefert sie ganzheitliche Erkenntnisse und gibt der wachsenden Fahrradkultur von Frauen aus ethnischen Minderheiten eine Stimme.

Arbeitsphase und Ergebnisse

Vom Ende der Technikgläugikeit: Der Mensch im Mittelpunkt: Dem technologiekritischen Review der STS-Community ausgesetzt, relativiert sich die Rolle der Technologie und wird in Frage gestellt. Fortschritt im Kontext Mobilität wird als “Technology enabled“, nicht mehr „Technology driven“ interpretiert; der Mensch in seinem Netzwerk, als Collective ins Zentrum gerückt. 

Travelling / Walking als Methode, die Stadt zu erfahren, wurde ebenso angesprochen wie es als (mögliche) inter- und transdisziplinäre Forschungsmethode diskutiert wurde. In allen gedachten Szenarien wurde der politische Wille als essentiell und fördernd bzw. hemmend für den Erfolg eines Szenarios hervorgehoben. 

Insgesamt wurde eine Vielzahl von Szenarien erarbeitet, die einen Weg zu einer inklusiveren, geschlechtergerechteren Mobilität aufzeigen.

Danksagungen:

Diese Session wurde ermöglicht durch eine cross-sektorale Zusammenarbeit und basierend auf einer Förderung durch den Österreichischen Wissenschaftsfonds (FWF) für das Projekt PROVIDEDH Projekt NR I 3441-N33 im Rahmen von Chist-Era. Bildmaterial wurde uns dankenswerterweise von der Künstlerin Katja Berger zur Verfügung gestellt.

Weiterführende Links:

Materialien:

  • Die Community-Präsentation ist hier verfügbar.
  • Abstract Mirjana Mitrovic, Universität der Künste, Berlin (Seite 181)
    Abstract Mirela Reljan-Delaney, City University London (Seite 182)
  • Bildmaterial (frei verwendbar unter Angabe des Namens, und mit Bitte die Künstlerin über Verwendung zu informieren): artworks (at) Katja Berger | Zenodo
  • Hier werden voraussichtlich ab Herbst 2023 die Longpapers der Session zur Verfügung stehen.

Du bist an mehr Blog-Artikel aus der Community interessiert?
Dann schau hier vorbei oder kontaktier uns und schreib selbst einen Beitrag.

Mobilität gemeinsam gestalten 
Eine Bewegung, um Mobilität nachhaltig zu verändern.