Talente ohne Grenzen: Wie Unternehmen von einer vielfältigen Belegschaft profitieren und die Mobilitätswende gestalten
Beim Event „Talente ohne Grenzen“ stand die Frage im Mittelpunkt, wie Migration zur Lösung des zunehmenden Fachkräftemangels beitragen kann und welche Potentiale noch ungenutzt bleiben. Vertreter:innen aus Forschung, Wirtschaft und NGOs präsentierten konkrete Ansätze und Initiativen, die zeigen, wie Integration gelingen kann – von Mentoring bis hin zu umfassenden Diversity-Strategien in Unternehmen.
Fachkräfte gesucht – aber Grenzen machen dicht?
Judith Kohlenberger, Migrationsforscherin, machte in ihrer Keynote deutlich: Europa steuert auf eine massive Pensionierungswelle zu. Der Fachkräftemangel wird damit zum gesamteuropäischen Problem. Besonders gefragt sind Personen mit niedriger bis mittlerer Qualifikation. Doch statt auf gezielte Integration zu setzen, dominieren politische Strategien der Abschottung und Auslagerung. Dabei zeigen internationale Rankings, dass Europa im globalen Wettbewerb an Attraktivität verliert – unter den Top 5 der beliebtesten Arbeitsmärkte liegt nur ein EU-Land: Schweden.
Integration als Win-Win für Unternehmen
Elsa Sternbauer, Austrian Airlines, zeigte, wie das Unternehmen Vielfalt konkret lebt: Über die Hälfte der Bewerbungen kommt inzwischen aus dem Ausland. Als erste Mitarbeitende ohne Deutschkenntnisse eingestellt wurde, stellte man Meetings einfach auf Englisch um – heute ist Mehrsprachigkeit Alltag. Außerdem berichtete sie von ihrem Engagement im Mentoring-programm für Migrant:innen der Wirtschaftskammer Österreich – und betonte, dass es sich lohnt, sich einzubringen.
Klaus Liebwald von der Global Rail Group setzen auf eine vorausschauende Strategie: Fachkräfte werden direkt in Herkunftsländern wie etwa Bosnien ausgebildet – mit Fokus auf praxisnahe Qualifikation, Sprache und Kultur. Das schafft langfristige Bindung und zielgenaue Integration in den Arbeitsmarkt.
Dass Integration weit über den Arbeitsmarkt hinausgeht, machte Manuela Ertl von Train of Hope deutlich. Die NGO betreibt ein Community Centre, in dem täglich rund 300 Menschen betreut werden – mit Kursen, Berufsberatung und etwa Yoga. Denn bevor Arbeit möglich ist, braucht es Sicherheit, Orientierung und mentale Stärke. Auch Unternehmen können hier profitieren – durch Kooperation mit NGOs, die Menschen auffangen und begleiten, bevor sie in den Job starten.
Claudia Maier und Maryana Kronevald von der ÖBB präsentierten mit dem Netzwerk Mosaik und gezielten Diversity-Initiativen konkrete Schritte hin zu mehr Chancengleichheit. Maryana Kronevald berichtete offen von eigenen Hürden und ihrer erfolgreichen Integration im Unternehmen. Die ÖBB setzt auf Schulungen für Recruiter:innen, um Vorurteile abzubauen und Strukturen nachhaltig zu verändern. Ihr Appell: Nicht aufgeben, Netzwerke suchen, Mut haben – auch zu ungewöhnlichen Wegen. Gleichzeitig investiert die ÖBB in Schulungen für Recruiter:innen, um unbewusste Vorurteile abzubauen und Strukturen nachhaltig zu verändern.

Fazit: Der erste Schritt zählt
„Talente ohne Grenzen“ hat deutlich gemacht: Es braucht mehr als politische Willensbekundungen. Es braucht mutige Unternehmen, offene Strukturen – und die Bereitschaft, Integration nicht als Projekt, sondern als Haltung zu verstehen. Denn die Frage ist längst nicht mehr, ob wir Migration brauchen. Sondern: Wie gut wir sie gestalten.